Macht – ein unerwarteter Erfolgsfaktor für glückliche Beziehungen

Von wegen Kompromisse: Eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universität Bamberg hat einen interessanten Aspekt glücklicher Beziehungen durchleuchtet, über den bisher kaum jemand gesprochen hat: Machtgefühle.

Ich frag mal direkt in die Runde: Wie wichtig ist es für dich in deiner Beziehung, dass du Dinge, die dir viel bedeuten, durchsetzen kannst?
Und wie oft setzt du dich durch – sagen wir mal, in gefühlten Prozent?

Das Forscher- Team wollte herausfinden, welche Rolle Macht beziehungsweise das persönliche Empfinden von Macht in einer Beziehung spielt, und ist zu spannenden Ergebnissen gekommen. Sie haben knapp 200 Paare zwischen 18 und 70 befragt, die durchschnittlich 8 Jahren zusammen waren. Sie stellten den teilnehmenden Paaren Fragen zu den verschiedensten Aspekten ihrer Beziehung wie Zufriedenheit mit dem Sex, Vertrauen und Bewunderung für den Partner. Auch Gefühle von Unterdrückung und Einschränkung wurden abgefragt sowie die Machtbalance ermittelt. Laut dem Studienleiter waren die zufriedensten Paare diejenigen, bei denen beide Partner über ein hohes Maß an subjektivem Machtgefühl verfügten. Das Gefühl, Entscheidungen in einer Beziehung bestimmen zu können, habe einen entscheidenden Einfluss auf die erlebte Qualität der Beziehung, fasst Robert Körner vom Institut für Psychologie der MLU die Ergebnisse zusammen. Das klingt wie ein Paradox, ist aber eigentlich gut nachvollziehbar. Denn es bedeutet nicht, dass sich die Partner gegenseitig unterdrücken, sondern ganz im Gegenteil, dass beide sich mit den Dingen, die ihnen wichtig sind, gegenüber dem anderen durchsetzen können und dadurch beide die Erfahrung machen, dass ihre Bedürfnisse akzeptiert und ernst genommen werden.

Ich kann das aus meiner Erfahrung komplett bestätigen. Der Großteil der Leute, die auf mich mit sexuellen Themen zukommen, haben nämlich das Gefühl, dass sie sich NICHT durchsetzen können. Und sind frustriert darüber. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass sich beim Sex meistens derjenige durchsetzt, der ihn nicht will.

Anders ist das in glücklichen Beziehungen: Da herrscht mehr Ausgeglichenheit, da darf auch mal derjenige führen, der etwas will, auch wenn der andere gerade nicht so viel Lust darauf hat. Und das kann man auf alle anderen Bereiche in der Beziehung übertragen: Wohnungseinrichtung, Urlaub, Kinobesuch. Wenn man eine Sache, die einem wichtig ist, bestimmen kann, fällt es logischerweise leichter, an einer anderen Stelle nachzugeben.
Wie ist das bei euch? Schreibt mir gerne eure Erfahrungen und Gedanken.

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